Chame - Kreku - Bhratang - Lower Pisang

Die komplette Nacht über wird mir nicht richtig war, so dass sich die Nacht etwas zieht und ich unruhig schlafe. Meine Hütte wurde direkt an das Haus einer einheimischen Familie gebaut, so dass ich durch die Geräusche früh morgens wach werde. Müde trete ich aus dem Haus und möchte mich ins Bad zur Morgentoilette begeben als ich fast rückwärts aus den Trekkingschuhe kippe (nein, meine Wanderschuhe waren NICHT Schuld!). Vor mir ragt der Lamjung Himal in den tiefblauen Himmel. Die Aussicht ist einmalig und ich genieße den Ausblick trotz der immer noch nur knapp über Null befindlichen Außentemperaturen.
Immer noch in Höchstlaune gehe ich nach der Morgentoilette zum Frühstück und blicke in gut gelaunte Gesichter. Nicht nur mich hat die Aussicht bereits in gute Laune gebracht!

Lamjung Himal - Aussicht von Chame

Das Frühstück trägt dann weiterhin zur guten Laune bei - vor allem die Pfannkuchen sind lecker.
Nachdem wir noch etwas die Ausrüstungsläden mit "original" North Face Ausrüstung begutachtet haben und noch den einen oder anderen Gegenstand gekauft haben, brechen wir um 8:10 Uhr in Richtung Lower Pisang auf.
Wir überqueren erst einmal den Bachlauf mittels einer Hängebrücke. Die immer zahlreicher werdenden Gebetsfahnen deuten auf einen verstärkten Einfluss des Buddhismus hin; wie auch die Stupa welche am Ortsausgang steht. Die Begegnungen mit den Einheimischen stellen erzeugen wieder lange in Erinnerung bleibende Bilder - wie das kleine Kind, was in einem Korb liegt und sich durch uns nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Lamjung Himal durch einige Gebetsfahnen

Das Innere der Stupa am Ortsausgang Kinderwagen auf Nepali Art

Nach dem wir Chame verlassen haben wandern wir auf einem sehr schönen Weg fast ohne Höhenunterschied. Kleine Waldetappen wechseln sich mit Wiesengelände ab. Immer wieder passieren wir - natürlich auf der linken Seite - einige Manimauern. Die Aussicht auf den Lamjung Himal wird immer besser und lädt zu vielen Pausen ein. Der Unterschied zu den Alpen ist beachtlich und die Dimensionen dieser Berge sind einfach mehr als beeindruckend. Vor allem die steilen Schnee- und Eiswände des Lamjung Himal habe ich in dieser Art und Weise nicht in den Alpen sehen können. Wir sind sicherlich recht langsam unterwegs - doch die Aussicht muss man einfach genießen!

Abwechslungsreiche Wegstrecke

 

Der Weg führt uns in eine enge Schlucht hinein. Der Weg wir deshalb etwas schmaler und führt durch bzw. unter einer Felswand hindurch ca. 50 Meter über dem Bach talaufwärts. Der Weg ist nur knapp 2 Meter breit, doch insgesamt unproblematisch zu gehen. Gelegentlich schaue ich kurz nach oben - denn auf dem Weg liegen zahlreiche größere Felsbrocken.
Wir steigen hinab ins Tal zum Bach und queren mittels einer Hängebrücke auf die andere Talseite. Der folgende und leider in der Sonne liegende Anstieg lässt uns erstmalig an diesem Tag richtig ins schwitzen kommen.

Riesige Eis- und Schneeflanken des Lamjung Himal

Blick in ein Hochtal nahe des Lamjung Himal

Starke Erosion auf der anderen Schluchtseite

 

Die Landschaft hat sich nun wieder komplett verändert. Wenn die Aussicht auf den Annapurna III und Lamjung Himal nicht wären so könnten wir nun auch durch einen Wald in den Alpen laufen.
Nachdem wir das Waldstück durchwandert haben erreichen wir wieder ein etwas breiteres Talbecken, an dessen Ende eine knapp 2000 m hohe Felswand aufragt. Die Wand ist nicht senkrecht, doch die Dimension ist beeindruckend. Die in der Sonne liegende Flanke ist bereits schneefrei. Wenige Minuten später öffnet sich der auf der rechten Seite liegende Teil der Bergflanke, die immer noch tief verschneit ist. Einzelne kleinere Lawinenabgänge zeugen jedoch von dem abschmelzen der restlichen Schneefelder.

 

Eine knapp 2000 m hohe Felswand ragt vor uns auf...

... im Hintergrund schneebedeckte Gipfel

 

Wir erreichen eine Art Passhöhe. Mit jedem gewonnen Höhenmeter wird das Panorama beeindruckender und es kommen neue eisbedeckte Gipfel hervor. Links und rechts vom Weg stehen wieder einige Nadelbäume. Nach einem kurzen Bergabstück erreichen wir unseren Mittagsrastplatz, denn kurz hinter der Passnähe stehen einige (teilweise neu gebaute) Lodges.
Auf der großen Sonnenterasse lassen wir uns nieder und bestellen unser Mittagsessen (gebratener Reis mit Ei, Coke und eine Flasche Wasser für 400 Rupien). Das Essen war etwas fad - aber die Aussicht macht alles wieder wett. Ich wäre gerne noch etwas länger in der Sonne sitzen geblieben, doch Kami gibt uns irgendwann das Zeichen für den Abmarsch: "Fasten Seatbelts" ;)

Beeindruckend!

Tolle Aussicht vom Rastplatz

Nepal oder Kanada?

 

Der Weiterweg führt uns in ein fast ebenes breites Tal hinein. Der Schnee scheint erst vor einigen Tagen getaut, denn es existiert noch fast kein Grasbewuchs and den freien Stellen. Vereinzelte Schneefelder zeugen noch von der frühen Jahreszeit, zu der wir die Annapurna Runde unternommen haben.
Die Landschaft hat sich nun komplett verändert - irgendwie stelle ich mir so Kanada vor. Kleine Seen, Tannen und Berge.
Mir macht es richtig Spaß an diesem Tag, ich genieße die Landschaft und deren Veränderung im Tagesverlauf.

Lower Pisang ist bald erreicht

 

Nach Lower Pisang geht es noch ein gutes Stück zu laufen. Zwar gilt es keine Höhenmeter mehr zu überwinden, doch dafür warten einige flache Kilometer auf uns. Der Weg ist teilweise anfangs recht matschig, später staubig und die Höhepunkte halten sich in Grenzen. In Erinnerung ist mir geblieben, dass ich einem Nepali kurz bei der Schreinerarbeit auf der Straße zugeschaut habe. Kurz vor Lower Pisang öffnet sich dann jedoch links der Blick auf eine mächtige Eiswand. Mit jedem Meter wird die Aussicht auf die Wand besser. Ich denke noch, dass ich jetzt einen Lawinenabgang noch gerne sehen würde, doch mein Wunsch wird nicht erfüllt.
Wenig später erreichen wir Lower Pisang. Am Dorfeingang steht neue Lodge, die wir jedoch links liegen lassen. Unsere Lodge steht direkt am Ende der langen Mani Mauer (siehe unten)

Nochmals wird der Blick auf hohe Schnee- und Eiswände frei

Ich bin einer der ersten aus unserer Gruppe, der die Lodge erreicht. Tagsüber hat die meiste Zeit die Sonne geschienen, so dass ich aufgrund der Solarpanels auf eine halbwegs warme Dusche hoffe. Die Lodgebesitzerin macht öffnet erst einmal die entsprechenden Wasserleitungen und wenige Minuten später stehe ich in der erstaunlich sauberen Dusche. Ich stelle den Wasserhahn auf „hot“ und dann beginnt die Hoffnungsphase. Bisher kam immer kaltes oder lauwarmes Wasser, doch dieses Mal kommt richtig warmes Wasser aus der Leitung. Ich freue mich über die erste warme Dusche seit Katmandu und genieße diese. Mit Rücksicht auf meine Mittrekker gehe ich jedoch sparsam mit dem warmen Wasser um, denn auch die anderen werden sich über die warme Dusche freuen.
Nach der Überraschung fühle ich mich rundum wohl. Das I-Tüpfelchen stellt dann noch das Everest Bier dar, welches wir in der Sonne sitzend im windgeschützten Innenhof trinken. So kann man es aushalten…
 

Eine lange Mani Mauer kurz vor unserer Lodge

Andere aus meiner Trekkinggruppe statten dem nahen Kloster noch einen kleinen Besuch ab. Ich gehe nur noch gemütlich einige Meter zu einer etwas außerhalb des Dorfs liegenden Mani Mauer  mit einer kleinen Stupa und genieße die Ruhe und die Aussicht auf Annapurna II und den Pisang Peak. Zu diesem Zeitpunkt fühle ich mich sehr entspannt und ich sauge die Landschaft und die neuen Eindrücke förmlich in mich auf. Nach meiner Rückkehr gehe ich in den großen Speiseraum der Lodge. Auf dem Weg dorthin komme ich an der Küche vorbei, wo Kami und die anderen Guides / Träger bereits eifrig die Kartoffeln für unser Abendessen schälen. Kami bietet mir noch eine Grillkartoffel aus der Glut des Holzofens an, doch ich lehne dankend ab. So ursprünglich die Küche noch war, um so moderner ist der Speiseraum. Links neben der Tür stehen eine Stereoanlage und ein Fernseher mit DVD-Spieler. Allerdings können die Einheimischen nicht sehr lange Eurosport anschauen, denn der Strom fällt auch hier fast jeden Abend aus.
Der Speiseraum hat sogar noch eine Art Wintergarten, aus dem man einen schönen Blick auf Lower Pisang hat.

 

Kleine Stupa außerhalb Lower Pisang

 

Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir warten auf unser Abendessen. Währenddessen lade ich nochmals meine Akkus für die Digicam auf, denn ich gehe immer noch davon aus, dass mit zunehmender Höhe irgendwann keine Möglichkeit mehr hierfür besteht. Der mittels Energiesparlampen aufgehellte Gastraum ist gemütlich und durch den Ofen auch halbwegs warm. Nach dem Abendessen (Kartoffelsuppe, Dhal Bhat und Apfelpfannkuchen) reden wir noch etwas über die bevorstehenden nächsten Tage. Kami erzählt uns, dass diese Lodge zwar schon etwas älter ist, doch der Neubau am Dorfeingang sei wesentlich teurer und das Essen schlechter. Wir sind mit der gemütlichen Atmosphäre mehr als zufrieden.

TV im Gastraum - doch nicht immer Strom

Nach einem langen und trotz verhältnismäßig wenigen überwundenen Höhenmetern krieche ich müde in meinen Schlafsack und schlafe recht schnell ein. Nachts werde ich einmal wach und auf dem Weg zur Toilette sehe ich einen sternenklaren Himmel. Ich denke mir nur, dass das Wetter morgen wohl sehr gut sein wird und schlafe wieder ein.

Tageszusammenfassung

Höhenmeter Auf- / Abstieg 850 m 350 m
Gehzeit 6  Stunden